Waldspaziergang im
Forst Hagen
Einer langjährigen
Tradition folgend, hatten Jan Richter, in der Stadtverwaltung unter anderem
zuständig für die hiesigen Forsten und Jens Lübbers von der Forstbetriebsgemeinschaft
Stormarn/Landwirtschaftskammer (von dort werden waldbauliche Arbeiten für die Stadt erledigt) am 20.09.2017 zu einem Waldspaziergang
im Forst Hagen eingeladen. Rund 20 Besucher waren der Einladung gefolgt.
An den beiden Gastgebern
zeigt sich ein Spannungsfeld im Forst Hagen: Der Wald ist Teil des
Naturschutzgebiets Ahrensburg-Stellmoorer-Tunneltal (das sich in Hamburg bis
zum NSG Höltigbaum fortsetzt); gleichzeitig ist er ein
FHH-(Fauna-Flora-Habitat)-Schutzgebiet der EU. Aber der Forst ist auch
Wirtschaftswald - er soll Erträge für die Stadtkasse
liefern. Zur Zeit zahlt Ahrensburg jedoch einige
zehntausend Euro/Jahr mehr für Waldpflege, Aufforstung
usw., als durch den Holzverkauf hereinkommt. Als ganz grober Richtwert: Die
Aufbereitung, Umzäunung und Neubepflanzung eines Hektars kostet um die
zehntausend Euro.
Das Ziel beider
Fachleute ist ein Mischwald mit 80 Prozent einheimischen Laubbäumen - dann sei
ein Wald gesünder und weniger anfällig für Windwurf. Zur Zeit seien immer
noch zu viele Nadelbäume vorhanden, die aber nach und nach gefällt und ersetzt
würden. Bei Neuanpflanzungen werde der Standort berücksichtigt; dabei würden zum
Beispiel Eichen höher bewertet als Buchen.
Von Teilnehmern wurde
als erstes Thema jedoch das (jetzt vermehrte) Auftreten von Wildschweinen im
Forst angesprochen. Herr Richter bestätigte, dass inzwischen rund 20 Tiere ‘ansässig’ seien. Die Schäden seien
teilweise beträchtlich. Die Jagd sei Sache der privaten Jagdpächter - bisher
seien aber nur ganz wenige Tiere erlegt worden. Die neu aufgestellten
Verbotsschilder (eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach
Sonnenuntergang ist das Betreten des Forstes verboten) hängen mit der
Gefährdung durch den dann möglichen Jagdbetrieb zusammen.
Uns wurde von Herrn Lübbers zunächst eine vor zwei Jahren neu bepflanzte Fläche
gezeigt, auf der Eichen und Buchen so gesetzt waren, dass die Eichen möglichst
schnell und grade wachsen sollen. Leider war die Fläche sehr stark vom
indischen Springkraut befallen. In einem Naturschutzgebiet ist das massenhafte
Auftreten solcher neu zugewanderten Pflanzen, die ohne natürliche
Feinde alles überwuchern, eher misslich.
Wir kamen dann zu einer
Stelle, wo der Borkenkäfer Nadelbäume befallen hatte; die Bäume waren schon gefällt
und abtransportiert - „Da muss rasch gehandelt werden,
damit sich die Käfer nicht ausbreiten.“ Im Forst sind
noch zwei weitere solcher Befallstellen vorhanden; für
den Förster ein Grund zur Sorge.
Zuletzt hielten wir an
der neu bepflanzten Fläche entlang der Straße Am Hagen gegenüber
dem Ende des Pionierweges. Wie üblich, wurde dort der
Boden gemulcht, dann bepflanzt und mit einem Drahtzaun umgeben, um den Verbiss
durch Rehwild zu vermeiden. Der könne sonst zum Verlust der jungen Bäume führen. Aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, dass hier
entlang der Straße ein Krötenzaun aufgebaut sei. Seit der Neubepflanzung würden nur noch wenige Frösche und Kröten gesammelt werden,
vorher seien es sehr viel mehr gewesen. Schuld sei vermutlich das Mulchen des Bodens.
Die beiden Gastgeber zeigten sich betroffen. Der Verfasser dieses Artikels
möchte noch darauf hinweisen, dass auch Wildschweine bekannt dafür sind, Amphibienbestände zu dezimieren.
Der Forst Hagen ist
ganz unterschiedlichen Nutzungszielen und Gefährdungen unterworfen:
Naturschutz, Wirtschaftswald, Naherholungsgebiet, Auftreten von neuen und alten
Schädlingen und starke Vermehrung von Wildschweinen. Für
die Stadt Ahrensburg als Eigentümer ist es schwierig,
gleichermaßen angemessen auf die Herausforderungen zu reagieren.
Es war eine
interessante Führung, dafür
nochmals vielen Dank.